Wie Expats in Deutschland von englischsprachigen Versicherungsanbietern getäuscht werden
Deutschland ist bekannt für seine bürokratischen Hürden – ein Albtraum für viele Expats, die sich mit einem neuen Lebensstil, einer fremden Sprache und komplizierten Regeln auseinandersetzen müssen. Inmitten dieser Unsicherheit suchen viele englischsprachige Zuwanderer nach Unterstützung bei vermeintlich spezialisierten Anbietern. Doch was, wenn genau diese Anbieter nicht das Wohl ihrer Kunden im Blick haben?
In diesem Beitrag enthüllen wir, wie englischsprachige Versicherungsanbieter und Influencer oft fragwürdige Produkte mit versteckten Kosten und minimalen Leistungen als „die beste Option“ verkaufen – und warum es höchste Zeit ist, kritisch zu hinterfragen, wem man vertraut.
Die Masche: Wie Expats zur Zielscheibe werden
Für Expats, die sich in einem Land mit einer völlig anderen Sprache und Kultur zurechtfinden müssen, ist Vertrauen essenziell. Englische Versicherungsanbieter wissen das. Sie vermarkten ihre Produkte als „speziell für Expats gemacht“ – und nutzen dabei oft Influencer, um eine scheinbar authentische Empfehlung zu vermitteln.
Doch was steckt wirklich hinter diesen Angeboten? Nehmen wir das Beispiel Feather, das häufig als die beste Rechtsschutzversicherung für Expats in Deutschland beworben wird. Eine kurze Recherche zeigt jedoch: Dieses Produkt ist bei weitem nicht so vorteilhaft, wie es scheint.
Hier ist die aktualisierte Tabelle mit den Zeilen für Affiliate-Provision und Preis ganz oben, damit die wesentlichen Informationen direkt sichtbar sind:
Kriterium | KS Auxilia (JurPrivat, Top-Tarif) | Roland Basis-Tarif (ohne Zusatz) | Feather Basic (inkl. Paket) |
---|---|---|---|
Affiliate-Provision pro Abschluss | Keine | Keine | 69 EUR |
Monatlicher Beitrag | 25,09 EUR | 25,23 EUR | 28,10 EUR |
Deckungssumme weltweit | Unbegrenzt | 250.000 EUR | 250.000 EUR |
Versicherungsdauer außerhalb Europas | 12 Monate | 12 Monate | 12 Monate |
Kaution weltweit | 1.000.000 EUR | 250.000 EUR | 250.000 EUR |
SB bei freier Anwaltswahl | 300 EUR | 300 EUR | 300 EUR |
SB bei empfohlener Anwaltswahl | 150 EUR | 150 EUR | 150 EUR |
Mediation (außergerichtliche Schlichtung) | 3.000 EUR je Verfahren | Gesetzliche Vergütung nach RVG | Gesetzliche Vergütung nach RVG |
Erweiterter Strafrechtsschutz | Ja | Nein | Nein |
Wartezeit (Berufsrechtsschutz) | 3 Monate | 6 Monate | 6 Monate |
Privat und selbstgenutzte Immobilien in Deutschland | Alle Wohneinheiten | nicht versichert | nicht versichert |
Feather und der Roland-Basistarif: Die versteckte Wahrheit
Das Kernprodukt von Feather basic ist der Basistarif der Roland Rechtsschutzversicherung. Doch der Name „Basis“ sagt schon alles: Es handelt sich um einen minimalen Schutz, der mit zahlreichen Einschränkungen verbunden ist.
Die Hauptprobleme:
- Hohe Selbstbeteiligung: Bis zu 300 € pro Fall.
- Lange Wartezeiten: Zum Beispiel sechs Monate für Arbeitsrecht, Diskriminierungsschutz oder private Verträge.
- Eingeschränkte Deckung: Weltweite Fälle sind auf 250.000 € begrenzt – was gerade für Expats unzureichend sein kann.
- Urheberrechtsverletzungen online: Lediglich eine kurze Erstberatung ist abgedeckt.
Und das alles für 28,10 € monatlich. Klingt zunächst günstig, doch in Wirklichkeit gibt es für den gleichen Preis weit bessere Alternativen – mit umfassenderen Leistungen und ohne lange Wartezeiten.
Das Opt-in-System: Eine gefährliche Falle
Ein weiteres fragwürdiges Detail ist Feathers Opt-in-System. Wichtige Bereiche wie Wohnungsrecht oder Strafrechtsschutz sind nicht automatisch in der Versicherung enthalten – sie müssen separat hinzugefügt werden.
Das Problem? Viele Expats wissen gar nicht, dass diese Optionen existieren oder wie wichtig sie sind. Die Folge: Sie stehen im Ernstfall ohne notwendigen Schutz da. Besonders beunruhigend ist der Preis: Wer die Basisversion inkl. Zusatzoptionen wählt, zahlt 37,40 € monatlich – fast doppelt so viel wie bei einigen Premium-Anbietern wie ARAG, die deutlich umfassendere Leistungen bieten.
Warum Influencer dieses Produkt empfehlen
Warum wird ein derart limitierter Tarif so stark beworben? Die Antwort liegt in Affiliate-Programmen. Anbieter wie Feather zahlen Influencern bis zu 69 € Provision für jeden vermittelten Abschluss. Für Influencer wird der Tarif dadurch zur „besten Option“ – nicht, weil er tatsächlich gut ist, sondern weil er lukrativ ist.
Expats werden hier bewusst in die Irre geführt, indem Produkte als maßgeschneidert und ideal vermarktet werden, die bei genauerem Hinsehen enttäuschen.
Vergleich: Feather, Getsafe, Friday – alle dasselbe?
Feather ist nicht der einzige Anbieter, der mit Affiliate-Programmen arbeitet. Auch andere wie Getsafe und Friday folgen einem ähnlichen Modell. Diese Versicherungen bieten oft nur eingeschränkte Tarife mit hohen Preisen und fragwürdigen Zusatzoptionen an.
Bessere Alternativen: Darauf sollten Expats achten
Expats, die sich in Deutschland absichern möchten, sollten sich nicht von Sprache oder vermeintlicher „Expat-Kompatibilität“ täuschen lassen. Hier sind einige Tipps, um die richtige Versicherung zu finden:
- Vergleichen, vergleichen, vergleichen: Nutzen Sie unabhängige Vergleichsportale, um Preise und Leistungen zu prüfen.
- Beratung durch echte Versicherungsmakler: Makler sind unabhängig und stehen auf Ihrer Seite – im Gegensatz zu Versicherungsvertretern, die an Produkte gebunden sind.
- Achten Sie auf Wartezeiten und Selbstbeteiligung: Eine Versicherung mit kurzen Wartezeiten und niedriger Selbstbeteiligung bietet einen besseren Schutz.
- Sprache ist kein Problem: Jeder Anwalt in Deutschland spricht Englisch – die Versicherung selbst muss nicht unbedingt englischsprachig sein.
Fazit: Vorsicht vor Affiliate-Empfehlungen
Englischsprachige Versicherungsanbieter in Deutschland wissen, wie sie Expats ansprechen und Vertrauen aufbauen können – leider oft zu ihrem eigenen Vorteil. Es ist wichtig, nicht blind auf Influencer oder Berater zu vertrauen, sondern selbst zu recherchieren und informierte Entscheidungen zu treffen.
Eine gute Rechtsschutzversicherung muss keine 37,40 € monatlich kosten – und schon gar nicht darf sie wichtige Leistungen wie Wohnungs- oder Strafrechtsschutz nur optional anbieten. Achten Sie auf Transparenz, umfassende Leistungen und faire Preise. Denn am Ende zählt nicht, was ein Influencer Ihnen erzählt, sondern wie gut Sie wirklich abgesichert sind.
FAQs
1. Warum werden solche Versicherungen so oft empfohlen?
Wegen lukrativer Affiliate-Programme, die Influencern hohe Provisionen bieten.
2. Was ist eine gute Alternative für Expats in Deutschland?
ARAG und ähnliche Anbieter bieten Premium-Rechtsschutzversicherungen mit besseren Leistungen zu vergleichbaren Preisen.
3. Muss meine Versicherung englischsprachig sein?
Nein. Die meisten deutschen Anwälte sprechen Englisch, und viele Versicherer bieten englischen Kundenservice an.
4. Worauf sollte ich bei einer Rechtsschutzversicherung achten?
Kurze Wartezeiten, niedrige Selbstbeteiligung und umfassende Leistungen sind entscheidend.
5. Kann ich mich rechtlich gegen falsche Beratung wehren?
Ja, aber nur bei Versicherungsmaklern, da sie zur Haftung verpflichtet sind. Versicherungsvertreter haften in der Regel nicht.